17. Kinderbetreuung in Tokio, wie geht das?

Auf dem Weg zum Kindergarten- im Sonnenschein…

… und bei Regen. 

Eins vorab, wenn ich hier von den Kindergärten in Tokio schreibe, kann ich ausführlich nur von der Preschool die meine Mädchen besuchen tun. Und dass diese nicht die „normal“ reguläre Kita widerspiegelt, ist mir bewusst. Ich habe jedoch versucht viele Informationen über die regulären  Betreuungsmöglichkleiten in Erfahrung zu bringen, weil mich auch die Unterschiede zu den staatlichen Kitas interessieren. 
 
Unsere internationale Kita "Tokyo Creators Kids" öffnet 9 Uhr am Morgen bis 14 Uhr am Nachmittag, es ist jedoch möglich am Dienstag und Freitag eine längere Betreuung, die "After School", zu buchen bis 16.30 Uhr, diese wird dann extra berechnet. Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren sind willkommen. Oft gehen die Kinder in Japan erst mit 2 oder 3 Jahren in die Kita. Es gibt ähnlich wie in Deutschland Elterngeld für ein Jahr, dies beträgt nur maximal 2/3 des Gehalts der Mutter und diese muss zudem vor und nach der Schwangerschaft eine Festanstellung nachweisen. Darüber hinaus gibt es auch Firmen, die das Elterngeld aufstocken, um das Leben der arbeitsamen Angestellten zu erleichtern. Viele Eltern arbeiten mittlerweile von zu Hause aus und bringen ihre Kinder tatsächlich erst mit 2 oder drei Jahren in die Einrichtungen. Es gibt auch Kitas, die Kinder ab der Geburt aufnehmen, diese sind jedoch selten. 
Unsere Kita ist von montags bis freitags geöffnet und an allen Feiertagen 😮 Ja, jedoch habe ich mitbekommen, dass nicht alle Feier- und Sonntage, für alle Dienstleister bedeuten, auch tatsächlich frei zu haben. Banken, Büros und Arztpraxen sind beispielsweise geschlossen, jedoch ist das Einkaufen in den Supermärkten sowie Klamottenläden möglich. Nur sonntags sind nicht alle Geschäfte oder auch Restaurants offen... 😵 verwirrend- eigentlich sind fast alle Geschäfte fast immer geöffnet.

Am Samstag findet in unserer Kita zudem die „Saturday School“ statt. Von vielen Japaner*innen, wird diese als Vorschule genutzt. Sie möchten ihren Kindern die Möglichkeit geben, der englischen Sprache näher zu kommen. Es findet zwar schon ab der Grundschule Englisch Unterricht statt, doch von einem Kollegen meines Mannes weiß ich, dass dieser nur theoretisches Wissen über die Sprache vermittelt. Wirklich englisch gesprochen, hat der Kollege erst, als er es für seine Arbeit brauchte. Das finde ich höchst seltsam. Dies könnte jedoch auch erklären, warum mir zunächst meist sehr zaghaft geantwortet wird, auf meine Frage, ob jemand diese Sprache spricht und dann im Verlauf des Gesprächs immer sicherer kommuniziert wird. 

Außerdem findet mittwochs und donnerstags von 14.30 Uhr bis 15.30 Uhr eine "Mutter-Kind-Klasse" statt. Diese heißt Babys ab dem 7. Lebensmonat willkommen und soll den Kindern die Möglichkeit bieten, die Kita sowie pädagogischen Fachkräfte kennen zulernen, sich im Spiel, durch Gesang und kreative Angebote auszuprobieren. Auch diese Gruppe wird in der englischen Sprache durchgeführt.

 Deshalb wird in unserer Kita von allen „Lehrer*innen (teacher/s) hauptsächlich Englisch und zu einem kleineren Teil Japanisch gesprochen. Der Begründer selbst ist ein Amerikaner und zudem arbeiten Japaner*innen in der Preschool. Alle zusammen sind es 7 Betreuer*innen. Diese arbeiten im Wechsel in der Kita, doch mindestens sind die ca. 15 Kinder von 4 Erzieher*innen umsorgt. Ein hervorragender Schlüssel zur Betreuung. 
Portrait vor einem Kunstwerk aller Kinder der Kita. 

Ich habe zudem erfahren, dass auch Kinder, die auf die privaten Kitas gehen, zumindest ein paar Stunden in der Woche, die regulären Kitas besuchen. Zum Einen um die zukünftigen Klassenkameraden zu treffen und zum Anderen um sich an die Regeln und Normen, die dann in der Grundschule von größter Bedeutung sind, zu gewöhnen. Wie ich es mir denken kann, gibt es viele Regeln. Zum Beispiel sehen wir immer wieder die uniformierten Schulkinder durch die Straßen laufen oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch samstags! Sie tragen die gleichen Faltenröcke, beziehungsweise Anzüge, Blusen, Westen, zum Teil sogar die gleichen Socken mit eingestickten Schullogo. Die Frisuren sind erfrischender Weise, gerne unterschiedlich und auch mal bunt. Es gibt wunderschöne einheitliche Ranzen für die Schulanfänger, jedoch werden von den älteren Schüler*innen verschiedene Rucksäcke getragen. Und zum Thema Uniform bin ich mir nicht ganz schlüssig, ob ich es gut oder schlecht finden soll, wenn alle gleich aussehen?! Zumindest gibt es weniger Konkurrenz, auf Grund der Kleidung und die Kinder wissen immer was sie anziehen sollen. Das hätte mir in meiner Jugend einige sorgenfreiere Stunden vor dem täglichen Schulbeginn beschert, da die Bekleidung einfach fest steht! Ja, Normen und Werte können Halt und Sicherheit geben, nur diese stringente Pädagogik, ist nicht für jedes Kind etwas. Darum teilten mir neulich befreundete japanische Eltern mit, dass sie unschlüssig seien, auf welche Schule sie ihr Kind schicken sollten. Die Auswahl von privaten Schulen und auch staatliche regulären Schulen ist groß. Die letzteren sind leider, wie bereits erwähnt jedoch sehr verregelt und kommen streng daher. Alles ist vorgeschrieben, auch das Melden und Sitzen und und und. 

Der link zu unserer großartigen Kita, die es jetzt bereits seit 10 Jahren gibt. 

Zurück zur Vorschule unserer Mädchen, diese ist ein wunderbarer, warmer und äußerst kreativer Ort des Lernens. Und deshalb lieben die Kinder diese Kita sehr. Sie können zusammen in eine Gruppe gehen. Der Begründer und Kopf der Einrichtung glaubt wie ich daran, dass in gemischten Gruppen ganz nebenbei voneinander gelernt wird. Hier findet in gelöster Atmosphäre eine Betreuung statt, die die Kinder anregt auszuprobieren sowie selbst kreativ zu sein. Es gibt eine riesige Auswahl von LEGO, Puppenhäusern, Malfarben und Bastelmaterialien... Die festen Rituale, wie das tägliche Singen, kreative Gestaltung und Tanzen 👯 Zum Glück verfügt der Leiter der Einrichtung über einen ausgezeichneten Musikgeschmack! 😆 Und so wünschen sich zu Hause meine Mädels: „I´m still standing“ von Elton John 🫶 Ohne Witz, das ist mir sehr wichtig! Mir läuft heute noch eiskalt der Angstschweiß den Rücken hinunter, wenn ich daran denke, dass ich in Deutschland mal Helene Fischer aus einem Kita Raum vernommen habe 🤢 Gott bewahre… 

Morgens packen wir zwei Bento Boxen pro Kind ein, eine zur Snack Time und eine zum Lunch. Das ist in Japan so üblich. Also kochen wir abends im Reiskocher den Hauptbestandteil für die Boxen- Reis und dazu gibt es Gemüse, Obst, Ei oder Sushi, Sandwich sowie kleine Würstchen…. Alles schick angerichtet. Es ist völlig normal, dass die Kinder alles zusammen am Tisch kalt essen. Findet auch keiner seltsam. Das wird auch im Büro oder draußen auf den Spielplätzen von den erwachsenen Bento Box Besitzern, die ihre Mittagspause gerne an der frischen Luft verbringen, so gehandhabt.


 Unsere bunt gefüllten Bento Boxen.

Ja und wenn ich meine Kinder 14 Uhr abholen möchte, wollen sie eigentlich nie mit mir nach Hause kommen… das ist das größte Lob, was man als Kita bekommen kann. Das weiß ich. 
Auch die Eingewöhnung ging wahnsinnig schnell, schon nach ein paar Tagen sollte ich nicht nur kurz mal nach Hause gehen, sondern bitte erst am späten Nachmittag wieder kommen. Gut, wenn Geschwisterkinder einander haben 🥰 Das Problem mit der Verständigung gab es quasi nicht, obwohl meine Kinder nur deutsch sprechen konnten als wir in Tokio ankamen, war es möglich die wichtigsten Dinge, wie Nahrungsaufnahme oder der Gang zur Toilette mit den Händen deutlich zumachen. Mittlerweile sprechen sie täglich mehrere neue englische Worte und singen mit Freude englische und japanische Lieder. Wahnsinn wie schnell das ging. Als meine große Tochter Emilia mit ihren 5 Jahren wusste, das Unicorn Einhorn heißt, war sie mächtig stolz, als sie mir ihre neueste Bemalung auf ihrem Gesicht zeigen und englisch benennen konnte. 
Lotta ist drei Jahre und sagte mir neulich im Park: “Look at this!“ Sie deutete dabei auf Enten und währenddessen ich noch kurz überlegte, was Ente auf englisch heißt, antwortete meine Große: “There are ducks!“ 😳 Stimmt ja Donald Duck! … da fällt mir ein, wir wollten ja mal ins Disney Land… 

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