14. Der trickige Fuji-san: Ausflüge in Japan Teil 3 - Mount Takao
Das Tolle ist, wir haben an dem auserwählten Wochenende unserer Wanderung nur 28°C und es ist auch nicht ganz so feucht-warm wie üblich. Dass sich jedoch leider auch Wolken am Himmel befinden, habe ich zunächst gekonnt ausgeblendet.
Wir gelangen, Dank des wunderbar ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetzes, nah an den Berg Takao heran, sodass wir in ein paar Minuten zu Fuß zur Seilbahn laufen können. Nur dass die Seilbahn (im Netz so benannt) gar keine Seilbahn ist, sondern eine Kabelbahn. Macht ja nichts, Hauptsache wir kommen unserem ersehnten Ausblick ein Stück näher. Denn von dort aus, von wo die Bahn endet, laufen wir noch ca. 1,5 km teilweise steil bergauf und ab. Das ist auch unseren kleinen Kindern zumutbar. Es ist sehr abwechslungsreich unterwegs. Wir können eine der verschiedenen Wanderrouten nutzen, wie durch den Affenwald zu laufen und viele Schreine oder Tempel bestaunen, die sich auf dem Weg nach oben befinden. Im Schatten der gewaltigen Bäume zu wandern, ist sehr angenehm. Wir kommen über die Hälfte des Weges sogar mit den Buggy voran. Später folgen jedoch jede Menge Treppen und wir lassen das Gefährt einfach stehen. Hier klaut nie jemand etwas. Eher würde uns irgendein freundlicher Japaner*in noch den Buggy hinterher tragen. Ist zumindest anzunehmen.
Einer der zahlreichen Schreine auf dem Weg, zuerst durchschreiten wir eines dieser Holztore, an dem Windspiele zum Verjagen der bösen Geister angebracht sind. Direkt vor dem Schrein glimmen Räucherstäbchen, die zur Reinigung der Besucher dienen sollen. Manchmal gibt es zudem die Möglichkeit, an kleinen Wasserbrunnen die Hände zu waschen sowie den Mund auszuspülen, was ebenso der Säuberung dient (auch schon vor Corona).
Überall gibt es interessante Riten zu bestaunen. Hier kaufen wir uns für 100 Yen (ca. 70 Cent) Glöckchen und beschriften diese mit unseren Namen. Anschließend knüpfen wir die Schellen zu den zahlreichen anderen, um diese abschließend gemeinsam erklingen zu lassen. Ganz wichtig; dabei sprechen wir unsere Wünsche aus. (Übrigens, die korrekte Vorgehensweise entnahmen wir einer Holztafel. Ansonsten heißt es oft für uns, gut beobachten und die Japaner*innen nachahmen. Was uns jedoch beruhigt; Jüngere sowie ältere Japaner*innen, scheinen auch nicht immer mit allen Ritualen vertraut zu sein und beobachten zunächst neugierig aus der Ferne.)
Ein Stück geht es an diesen etlichen Holztafeln, beschriftet mit weiteren Wünschen vorbei.
Service wird hier wie überall in Japan groß geschrieben. Und dafür, dass es sich um ein Erlebnis in der Natur handeln soll, ist wieder alles zu finden, was wir unterwegs so brauchen können. Imbissstände mit regionalen Leckereien, wie Käsekuchen und am Feuer gegrillte Teigwaren. Eiscreme gibt es vor jedem zweiten Halt, selbst vor den Tempeln. Vor Hunger werden wir jedenfalls nicht umkommen. Als Erstes nach der Kabelbahn, geht es in ein kleines Restaurant direkt am Hang gebaut, mit herrlichem Blick über das Tal: Nach viel Grün, folgen sehr viele Hochhäuser. Ich esse ein japanisches Curry mit zweierlei Geschmacksrichtungen- scharf und ganz schön scharf. Prima, da muss ich mich nicht entscheiden. Und dass wir irgendwo danach noch einen Nachtisch bekommen, ahnen wir versierten Japanreisenden schon. Sogar die allgegenwärtigen Getränkeautomaten sind auf dem Weg nach oben zu finden. Weiterhin kommen wir an einer "Affenshow", die Eintritt kosten soll, vorbei. Daraufhin muss ich heftig meinen Kopf schütteln und wir reden diese Zwischenetappe unseren wahrlich interessierten Kindern aus. Das können wir nicht mit unserem Gewissen vereinbaren. Zwischendurch, beim Erklimmen des Gipfels, schaue ich immer wieder auf die gewaltigen Bäume (ich würde zu gerne einen freien Affen sehen) und da fällt mir eine mächtige elektronische Leitung auf. Ich sage noch im Spaß zu meiner Familie, dass diese bestimmt auch ganz oben für die Shower Toilets Strom befördert. Und ich habe tatsächlich recht. Überall in Tokio lassen sich saubere Luxusklos finden. Diese sind immer kostenlos und meist in einem sehr guten hygienischen Zustand. Aber, dass ich hier oben unbedingt auf eine dieser wahnsinnig wuchtigen, mit verschiedenen musikalischen Begleitungen Pippi machen kann, das finde ich schon ein wenig übertrieben. Es ist aber so, im kundenorientierten Japan. Genauso lassen sich überall die wiederum sehr sinnvollen Wasserspender finden, die wir nutzen.
Dieses Schild verbietet das Füttern der freilebenden Affen... es muss sie tatsächlich geben ... sie sehen irgendwie zornig aus.
Und dann endlich nach ungefähr 65 Minuten Lauf, der Blick von ganz Oben, 599m immerhin: Überall um uns herum Berge ⛰, nur der heilige Fujiyama versteckt sich hinter den Wolken. Ich möchte noch bleiben, mich auf den Felsen setzen oder auf den zahlreichen Bänken, um auf einem besseren Blick zu warten. Doch es ist kaum zu glauben, meine Familie will viel lieber ein Eis. Oh man, 🤦🏼♀️ damit hatte ich einfach nicht gerechnet. Haben wir unterwegs ja nur ca. 10 Stände gekonnt umwandert. Doch auch ich werde mir irgendwann den Fuji anschauen können- nur nicht heute. Das rosafarbene Traubeneis am nächsten Tempel, tröstet mich ein wenig. Wir genießen die leider nur 5 minütige Fahrt nach unten, um uns wieder an zahlreichen Souvenirläden vorbeizuschlängeln. Es ist unter den gut erzogenen Japaner*innen eine heilige Pflicht von jedem Ausflug etwas mitzubringen. Eine Kleinigkeit für jede Kollegin. Natürlich wunderbar eingepackt. Jeder Keks einzeln. Nicht mit mir! Das geht zu weit. Ich möchte nicht in die hiesige Müllproduktion einsteigen. Und ganz nebenbei- ich Glückliche, ich habe momentan gar keine Kolleg*innen… ich habe ja Elternzeit 😬
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