29. Karaoke 2.0 - Ausflüge in Japan Teil 6 „Korea Town“

  

Japan und allein schon Tokio ist wahnsinnig vielfältig. Als meine Freundin Ananya und ich den Entschluss fassen, erneut Karaoke zu singen, soll es dieses Mal nach „Korea Town“ gehen. Einem Stadtteil, der nur 5 Stationen, also 20 min mit der Bahn von mir entfernt ist. Es ist Freitag Abend, 18 Uhr und ich laufe durch die belebte Stadt zum Bahnhof Ebisu. Mein Gott ist die Metro voll. Nach meiner bedrängten Fahrt, möchte ich in "Shin-Okubo" aussteigen und stecke irgendwie in der Masse der Mitfahrer*innen fest. Nach kurzem überlegen drehe ich mich schwungvoll ins Freie. Da hatte ich doch kurz vergessen, dass ich in der größten Stadt der Welt lebe 🙄 ihr könnt euch sicher sein, es sind einfach immer und überall Menschen, nein ich verbessere mich, es sind immer und überall viele Menschen unterwegs. Ich Glückliche habe sogar meinen Beutel mit aus der Bahn zerren können 🙏. Dass ich eigentlich dringend zur Toilette muss, verdränge ich angesichts der langen Schlage am Bahnhof und stürze mich mit Ananya, die direkt nach dem Büro in unseren Ausflug startet, ins Getümmel. Ja, wir beiden jungen Mütter haben nicht viel Zeit und eine Menge zu bestaunen. Die letzte Bahn fährt bereits 0.34 Uhr. 

Ich lasse mal kurz alles auf mich wirken: Es ist schillernd bunt und voll. Überall Lichter, Lampions und es durftet herrlich nach Barbecue, denn dafür, das durfte ich dann lernen, ist „Korea Town“ bekannt. Gleich neben der Tafel vom Restaurant, fand ich diese Wunschkiste. So kann mal eben, für ein paar Cents, um einen guten Ausgang des Abends gebeten werden. 

Ansonsten gibt es viele kleine Stände mit koreanischen Krams; wie Schmuck, Spielzeug oder auch Nudeln in allen möglichen Varianten. Wir suchen uns natürlich das vollste Restaurant aus, denn das muss ja gut sein 😏. Das bedeutet erstmal, an der Tür deutliches Interesse zum Eintreten signalisieren und draußen warten. Ich versuche 2 mal endlich auf die Toilette zu gelangen und werde ziemlich unfreundlich vom Kellner zurück gewiesen 😠 (Hierbei handelt es sich um ein gutes Beispiel des riesigen Spagats zwischen der allgegenwärtigen Freundlichkeit der Japaner*innen und dem in Zwiespalt stehenden strikten Verhaltensweisen im öffentlichen Leben. Da können die Einheimischen echt uncool werden - es ist fast schon angsteinflößend.) Es ist eng und voll, will heißen die Bedienung, hat wirklich viel zu tun und da möchte ich auch noch durch?! Schlussendlich kann ich mich dann irgendwie erklären und auch versichern, dass ich draußen weiterhin brav warten werde und schlängele mich tatsächlich zu den Klos durch. Wie so oft, sind diese so klein und eng, dass ich mich jedes Mal frage, wie hier ein wenig fülligere Gäste zurechtkommen, ohne das Waschbecken mit ihrem Hinterteil abzureißen. Aber die meisten Japaner*innen sind eh sehr schlank und die anderen Besucher*innen müssen sich eben andere Tricks überlegen. Das Warten ist, wie immer in Japan, genau strukturiert. Erst stehen, bis eine der Bänke vor dem Restaurant frei wird, dann auf die recht Bank, bis wir zur linken Bank vor rutschen dürfen ☝️. Immer wieder schaut jemand nach und versichert sich über den korrekten Ablauf dieser Prozedur. Irgendwann sind auch wir dran. Der Tisch, an dem wir platziert werden, hat in der Mitte ein metallenes Loch und als wir uns für eine Art des Barbecues entschieden haben, klingeln wir unseren Tischbuzzer und uns wird ein runder Grill in die Tischplatte eingebaut. Dieser Gasgrill wird vom Kellner bedient. Als ich nach einer Weile unser Fleisch wende, kommt der Kellner angerannt, reizt mir das Grillwerkzeug aus der Hand und muss dann aber mit einem gnädigen Blick in meine Richtung zugeben, dass es bereits Zeit war, die Zange in die Hand zu nehmen, puh 😅 In der Mitte vom Grill, mit einem Metallring gehalten, brutzeln wir Reis mit Shrimps, zusätzlich wird Mozzarella Käse erwärmt zu einem Fondue. Außen herum wird das Fleisch angebraten am Stück und später mit einer Schere in mundgerecht Stücke geschnitten.

Es durftet lecker und schmeckt köstlich. Dazu werden uns mehrere Toppings sowie Soßen gebracht. Vor allem große Salatblätter, in denen alles zusammen in der Hand eingerollt und verzehrt wird. Eine Getränke-Flatrate von 8,40€ für zwei Stunden, ist ein super Angebot, welches wir natürlich zusätzlich in Anspruch nehmen. Es gibt, Bier, Wein, Sake, Sour (Zitronenwasser mit Alkohol) und Softdrinks. Zum Schutz für unsere Kleidung tragen wir, wie fast alle Gäste, eine Papierschürze. Diese ist auf jeden Fall hässlich, aber dafür sehr von Nutzen. Das ganze runde Barbecue rutscht nämlich nach ein paar Minuten, gefährlich in meine Richtung, doch der aufmerksame Kellner rettet mich vor dem Übergießen.

Satt und glücklich sprühen wir uns vor der Tür mit frischen Wäscheduft ein, denn die Sachen riechen unheimlich nach dem Grillspaß. Doch ich denke über den Daumen gepeilt,  wird hier jeder 2. Gast, den wir draußen treffen, sehr ähnlich riechen. 

 "Soll ich heute wirklich singen?"

Nun auf zur Karaokebar, nur 300 Meter entfernt ist eine gut bewertete von vielen zu finden. Da es erst 19.50 Uhr ist, sind wir die ersten Gäste und zu meiner Bewunderung steht dort auf der Bühne eine Live Band 🤩 , d.h. wir werden diesmal im Rampenlicht singen, so richtig! Oh ich bin kurz aufgeregt. Die Kellnerin lenkt mich ab, um uns zu erklären, dass hier nicht nur die Getränke zu zahlen sind, sondern pro Stunde eine Gebühr von 7€ zu entrichten sind. Naja gut, die Live Band will ja auch bezahlt sein. Ich willige ein und bestelle mir einen cremigen Cocktail. Jetzt muss es schnell gehen, denn so lange wir die einzigen Gäste hier sind (die Bar ist riesig, mit ungefähr 10 großen Tischen) bin ich mutig genug das erste Lied zu singen. „Purple Rain" von Prince, schön langsam zum eingrooven. Es ist so seltsam und ungewöhnlich mit der Band zu singen, doch es macht unheimlichen Spaß. Ein Fan ist mir sicher, Ananya! Ich entschuldige mich jedes mal bei der Band, die Lieder so verstümmelt zu haben. Doch sie sind mir gnädig gestimmt. Wir trällern im Anschluss gemeinsam "I am still standing" von Elton John, die Bühne ist ja groß genug. Ein weiterer Gast ist nun hinzu gekommen. Er singt sehr sicher und schön.(Bei mir passen ehr die Worte: Schön schief 😉) Prima, so schaffen wir auch unsere Drinks auszutrinken. Und er singt sehr viele dieser schmalzigen japanischen Songs… niemand weiß, warum die Einheimischen so gerne leidvoll ins Mikrofon jauchzen. Wir sorgen jedenfalls für eine Menge Stimmung! Ich intoniere Oasis mit "Wonderwall", meine geliebten Doors mit "Break on through", dabei werde ich immer mutiger und baue sogar ein paar wilde Bewegungen mit in meine Darbietung ein. Das Publikum ist begeistert 😄 Unser gemeinsames Abschlusslied ist dann wieder sehr gediegen zum Runterkommen "Hey Jude" von den Beatles. Auf einmal ist nämlich eine große Menge japanischer Karaoke Fans in der Bar eingetroffen, man gut, dass unsere Stunde um ist. Zahlen und raus. Wir wären nicht Ananya und Julia, wenn wir nicht versuchen würden eine weitere Karaoke Bar auszuprobieren. Doch als wir über einem weiteren Restaurant in die dritte Etage gefahren werden, cancelled Ananya dieses Vergnügen sofort wieder, da wir hier nur allein in einem kleinen privaten Raum singen würden. Ne, also nun sind wir schon auf ein bisschen Publikum aus... das sieht einfach zu langweilig aus. Dann weiter in eine offene Bar, in der ich ein grandioses Stück Schokoladentorte bekomme und Kaffee 😋


Ein richtig guter Abschluss für einen richtig guten, lustigen, entfesselten Abend. Ananya nennt mich nämlich nur noch, Julia- das "Party-Animal" (Partytier). Aber auch so ein Tier braucht seinen schlaf. „Korea Town“, wir kommen gerne wieder, zum Singen und Essen! 



















Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

49. Vorschule in Tokio

48. Das Leben in Deutschland?

1. Abreise in Deutschland- Flug ✈️